Arcimboldo und seine Zeit (1/2)

mit Frau Dr. Sylvia Ferino-Pagden
Avec Krista Leuck
journaliste

Arcimboldo – Der « Leonardo der Habsburger »
Meister des Grotesken, des Traums, der Metamorphose, oder der Illusionen ?

Ein Hofmaler, ein manieristischer Zauberer oder ein Universal-Genie ?

Émission proposée par : Krista Leuck
Référence : carr358
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Der erste Teil dieser Sendung ist hauptsächlich der Persönlichkeit Arcimboldos gewidmet. Seine Biografie weist viele Schattenseiten auf, dennoch skizziert Frau Dr. Ferino uns ein Bild von diesem aussergewöhnlichen Mailänder Künstler, der unter den Habsburger Kaisern seinen Ruhm erlangte. Sie beleuchtet weiters im allgemeinen den kulturellen und geschichtlichen Hintergrund des Künstlers.

Wer ist Giuseppe Arcimboldo ?
Frau Dr. Sylvia Ferino-Pagden, die Kuratorin der bedeutenden monographischen Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien in Gemeinschaftsproduktion mit dem Musée du Luxembourg Paris, liefert uns einen tieferen Einblick in die Welt des mysteriumumhauchten Künstlers des XVI. Jhdts.

Selbstbildnis
weißes, kaschiertes Papier, Bleistift (Spuren),<br /> Feder und Tinte, grau laviert, 44,2 x 31,8 cm<br /> © Genua, Palazzo Rosso, Gabinetto Disegni e Stampe white paper<br /> © Genua, Palazzo Rosso, Gabinetto Disegni e Stampe

Wer kennt nicht seine Kompositköpfe des Jahreszeiten- oder Element-Zyklus aus den verschiedensten Gemüse- und Früchtesorten, Vogelarten oder lodernden Flammen ?
Arcimboldo zählt zu einem der bedeutendsten Meistern der 2. Hälfte des XVI. Jhdts, einer Epoche in der die weltliche Kunst ihren Höhepunkt erreicht, bevor sie von der kurz danach folgenden Gegenreform – unter den strengsten Verboten, freier Darstellunger der Natur – verbannt wird.

Eine der bedeutendsten Merkmale dieser monographischen Ausstellung ist, Arcimboldo im kulturellen und geschichtlichen Hintergrund und Umfang einer komplexen Epoche näher zu beleuchten. Eine Epoche die bis zum XX. Jhdt. Als Spätrenaissance bezeichnet wurde, und dann eher als Kunst des Manierismus.

Der erste Teil dieser Sendung ist hauptsächlich der Persönlichkeit Arcimboldos gewidmet. Seine Biografie weist viele Schattenseiten auf, dennoch skizziert Frau Dr. Ferino uns ein Bild von diesem aussergewöhnlichen Mailänder Künstler, der unter den Habsburger Kaisern seinen Ruhm erlangte.

Selbstportrait
Feder, blau laviert, 23,1 x 15,7 cm<br /> © Prag, Národní Galerie

Viele Fragen stellen sich : Welch war seine künstlerische Ausbildung ?Seine wichtigsten Inspirationsquellen ? Wie gelang er eigentlich an den Wiener HOF (unter welchem Kaiser ?), welch geistiges und kulturelles Klima herrschte zu seiner Zeit vor ?

Frau Dr. Ferino bringt uns auch den historischen Hintergrund der Zeit Arcimboldos in Erinnerung. Die Zeit der drei Kaiser des Heiligen Römischen Reichs. Vor allem Maximilian II. und Rudolf II. machten Kunst, Humanismus und die Naturwissenschaften zym Symol ihrer Herrschaft.
Arcimboldos Aufgabe am Wiener Hof war hauptsächlich, Spiele, Feste, Turniere, grosse Hochzeiten und dergleichen zu organisieren, ein « Inszenator der höflichen Feste ».
Er war gleichzeitig Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner grosser Festzüge, Bällen, usw. Eine ephemere und daher nicht wirklich fassbare Kunst, die im 16. Jhdt gewaltige Ausmasse annahm.

Rudolf II

Im zweiten Teil führt uns Frau Dr. Ferino durch die verschiedenen Ausstellungssäale und stellt uns die wichtigsten Werke vor.

Erster Saal - Mailänder Zeit, Frühwerke Arcimboldos, zwei Selbstportraits, Portraits aller Mitglieder des österreichischen Hofes, Erzherzoginnenportraits, Einfluss Leonardos « grotesker » Köpfe, drei Werke von Bernardino Luini. Ein Majolika Teller, Testa di Cazi, ein weiteres Zeugnis dass sich auch in hässlichen Formen ein positiver Inhalt manifestieren könne (Platon)
Saal der Berufsportraits – Arcimboldo verwendet das Kompositprinzip – Der Bibliothekar, Der Jurist

Der Jurist, 1566
Öl auf Leinwand, 64 x 51 cm<br /> © Mariefred, Schloss Gripsholm

Naturstudien - für seine Kompositköpfe Elemente bildenden Tiere, für die Erde, verschiedensten Arten von Vögeln und Blüten, usw.
Humani Victus Instrumenta – Zeichnungen, Kupferstiche
Kompositportraits aus für das Thema passenden Gegenständen, z.B. Cucina, Agricultura usw.
Maximilians Museum, das « Archiv der Weisheit », die Kunstkammer.
Sammlung aussergewöhnlicher Naturstoffe, wie Strausseneier, Muscheln, Erz, Mineralien, und viele andere rare Objekte, die durch künstlerische Fertigkeit zu etwas noch Kostbarerem verwandelt werden.
- Ein Saal mit aussergewöhnlichen Zeichnungen, und aquarellen Kupferstichen zur Gestaltung und Ausstattung höfischer Feste, ein wirksames Instrument der politischen Propaganda.
- Eine detaillierte Führung des grossen Saals der verschiedenen Kompositportraits, in dem mehrere Ausführungen z.B. von den Jahreszeiten, oder den Elementen, Werke aus dem KHM (Sommer, Winter, Wasser, Feuer), und auch aus verschiedenen Museen kommen, zu bewundern sind.
Und schliesslich der Saal Arcimboldos letzter Werke : Vertumnus, Flora, die Vier Jahreszeiten in einem Kopf.

Vertumnus, ca. 1590
Öl auf Holz, 68 x 56 cm<br /> © Balsta, Schloss Skokloster

Arcimboldo wird allgemein als Vorbild der Moderne dargestellt, war er doch eine Ikone der Surrealisten und Dadaisten.
Und auf der ganzen Welt sind seine Kompositköpfe der Jahreszeiten und der Elemente zumindest durch Abbildungen ein Begriff.

Der Sommer, 1563
Öl auf Lindenholz, 67 x 50,8 cm<br /> © Wien, Kunsthistorisches Museum Museum
Der Winter, 1563
Öl auf Lindenholz, 66,6 x 50,5 cm<br /> © Wien, Kunsthistorisches Museum

Seine « Kompositköpfe » sind doch verblüffend. Nicht nur durch die unglaubliche Einfallskraft, die Vielfalt der Pflanzen- und Tierwelt-Kompositionen, der unerhörte Humor, der dadurch entsteht, die zeitlose Modernität und schliesslich durch das aussergewöhnliche Zeichner- und Malertalent.
Mit seinem Hang zum Bizarren war Arcimboldo ganz ein Künstler seiner Zeit. Die Entfaltung der Naturwissenschaften lenkte das Augenmerk der gebildeten Welt auf die Phänomene der Natur und auf deren möglichst genaue Wiedergabe. Es war Arcimboldos Humor – und auch gewiss der seiner Dienstgeber und Mäzene Maximilian II. Und Rudolf II. – der ihn veranlasste, aus anfänglich präzisen Naturstudien seine berühmten Menschenporträts zu konstruieren.

Das Wasser, 1566
Öl auf Erlenholz 66,5 x 50,5 cm<br /> © Wien, Kunsthistorisches Museum
Das Feuer, 1566
Öl auf Lindenholz 66,5 x 50,8 cm<br /> © Wien, Kunsthistorisches Museum

Nicht zuletzt darf man die grossartige Organisation der Ausstellung von SVO Art hervorheben. Auch der beeindruckende Katalog (Herausgeber Dr. W. Seipel und Dr. Ferino-Pagden) ist zu unterstreichen. Er umfasst 320 Grossformat-Seiten mit unzähligen Abbildungen und hochqualifizierten und aufschlussreichsten Beiträgen von bedeutenden Kunsthistorikern und sonstigen Forschern über Arcimboldo.

Links :

- Kunsthistorisches Museum
- Musée du Luxembourg
- Katalog erhältlich im Shop des KHM oder online unter www.ecomm.khm.at

- Der 2. Teil der Sendung
- Die Sendung über Arcimboldo in französisch
- Die Sendung über Arcimboldo in italienisch

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